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Statistisches anders

Autor: Ulrich Wilczek

Dr. Ulrich Wilczek hat von 1961 bis 1965 an unserer Hochschule Statistik studiert und danach bis zur Abwicklung der HfÖ auf diesem Gebiet gelehrt und geforscht. Mit dem Schalk eines Komödianten analysiert er historische und gegenwärtige statistische Rechenhilfsmittel in Lehre und Alltag.

In stillem Gedenken: Wir haben diesen Beitrag erstmals im August 2022 veröffentlicht. Nun erreichte uns die traurige Nachricht, dass Uli Wilczek (Jahrgang 1940) am 10.06.2023 verstorben ist. Sein Humor wird allen fehlen, die ihn kannten.

Werte Ehemalige (jeden Alters, Geschlechts, Glaubensbekenntnisses, jeder Profession und, und, und, …) !

Von zahlreichen Einsichten, die uns die Ausbildung an der HfÖ vermittelte, hat uns auch als damalig werdende „Statistiker“ im Haupt- und Nebenfach die Darstellung der objektive Realität und ihre von Widersprüchen getriebene Entwicklung in ihrer Einheit von absoluter und relativer Form  geprägt.
Als Laien-Komödiant im Studentenkabarett „Die Brechbohnen“ beeindruckten mich die einprägsamen Darstellungen bezweifelter statistischer Methoden in der Grundausbildung für Ökonomen. Siehe auch:  durchschnitt-struck.de

Die materiell-technische Ausstattung mit Rechenhilfsmitteln für Studierende und Lehrkräfte der Statistik an der HfÖ war zeitgemäß. Von Interesse für uns waren  in diesem Zusammenhang daher auch Aspekte materieller Art wie die materiell-technischen Grundlagen der sozialistischen  Statistik im Bereich Statistik der Sektion Marxistisch-leninistische Organisationswissenschaften (MLO) an der HfÖ.

Rechenhilfsmittel***Historischer Rückblick***

Erste Überlieferungen zu Hilfsmitteln der Statistik datieren bereits aus der Zeit der Menschwerdung des Affen. Im Kampf unserer Ur-Ahnen mit der Umwelt und unfreundlichen Nachbarn hatte der Gebrauch ihrer ersten Schneidwerkzeuge auch erste Durchschnitte zur Folge. Ob dabei Hälse, Hände, Füße oder Daumen betroffen waren ist nicht belegt.
Daraus folgt: Daumen und Durchschnitt  nützten schon seit Urzeiten nicht nur der Statistik.
Schon Karl Marx sah in zwei Händen mit Daumen die symbolisierte Urform des noch heute genutzten Dezimalsystems.
Die Kategorien Daumen und Durchschnitt waren gängige praktische Elemente ökonomisch-statistischer Methodenlehre.
Das hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.
In ihrer entwickelten Form dienen sie, um  einige der Anwendungen zu nennen, als Hilfen bei der

  • Organisation,
  • Planung,
  • Leitung,
  • Ausführung,
  • Abrechnung
  • und Information

zu Verläufen ökonomischer und anderer gesellschaftlicher Sachverhalte.
Diese gewachsenen Rechenhilfsmittel formten über Jahrtausende die 1. Generation  der personell-materiellen  Basis statistischer Rechenkunst.
Schon mit Beginn des Studiums waren wir stolz,

  • an 5 Fingern abzählen zu können,
  • eine 4 zu fangen, wenn  wir nicht
  • die 3 Bestandteile des ML in
  • den 2 Jahren der Grundausbildung in ihrer
  • 1 – heit

studieren. Rechtzeitig hatten wir aber erkannt, dass Rechentechnik dieser 1 .Generation künftigen Anforderungen nur suboptimal genügen konnte.
So war das damals.

Rechenhilfsmittel***Gegenwärtiger Stand***
(aus Sicht damalig direkt Betroffener)

Die aktuelle Situation der materiellen  Basis zur realen Widerspiegelung objektiver Gegebenheiten wurde durch die nicht immer friedliche Koexistenz von Rechenhilfsmitteln der 1. bis 4. Generation geprägt:

1. Generation:   dominant in breiten Bevölkerungsschichten

  •  Hand (historisch gewachsenes Rechenhilfsmittel, …)

2. Generation:   energetisch autarke Hilfsmittel (für Test-, Not-, Katastrophenfälle  u. ä.)

Hauptvertreter:

  • Papier, Schreibtafeln, manuelle Schreibgeräte (Kreide, Bleistift u. ä.),
  • Wurzelbücher (Logarithmentafeln),
  • Knobelhölzer (Rechenstäbe und der ABAKUS ),

Unsere  Erfahrungen zeigten zum Glück: Den Nutzen der überwiegenden Zahl  dieser Hilfsmittel sehen wir heute nicht nur  in ihrem Gehalt an kostbarer  thermischer Energie und Sekundärrohstoffen.
In der statistischen Praxis ging bei fehlendem Saft aus der Dose kein geforderter Bericht in die Hose.

3. Generation:   Taschenrechner als mobile elektronische Endgeräte  (Beispiele)

  • „ Commodore 64“  Wir unterwarfen uns keinem Commodore!
  • „Mini-Rex“              Die Abhängigkeit von Majestäten stand nicht zur Debatte!
  • „Privileg“                Niemand sollte Privilegien genießen!
  • „SR 1“                    Der Schulrechner war für uns nicht niveaukompatibel!

Bereits  der Namensgebung, der Leistung  und /oder  der Herkunft  wegen wurden diese Geräte nur sehr vereinzelt, teilweise mit Unterstützung unserer Leitungsorgane, erworben und  genutzt!
Viele Studierende fanden leider  kein Forum, das  ihnen beim Erwerb  dieser Geräte geholfen hätte. Die Fragen nach dem Nutzen bzw. Schaden für den Einzelnen durch Taschenrechner stellten sich nicht nur  nicht in Faschingszeiten.
Da Wissenschaftler biologischer Fakultäten bekanntermaßen nachgewiesen hatten, dass wenig beanspruchte oder inaktive Organe verkümmern oder sich auch zurückentwickeln, wurden wir nachdenklich.
Zurzeit wird bestimmt noch immer untersucht, ob auch Schrumpfköpfe Resultat eines solchen Prozesses sein könnten.

Frage:                  Sollten wir zulassen, dass wir ein Volk von Schrumpfköpfen werden?
Antwort:             Nein!, Nein!, und nochmals Nein!

Bei häufiger Benutzung dieser Geräte sind auch anderweitige Schäden festgestellt worden. Ein Planer musste  beispielsweise seinen Arbeitsplatz wechseln, weil durch das ständige Tickern auf der Rechnertastatur richtungsweisende Finger brachen.
Meine werten Ehemaligen, Damen und Herren: Stellen Sie sich vor, man könnte deswegen diese Glieder nicht mehr benutzen!

Apropos Taschenrechner:   Schon der Begriff „Taschenrechner“ ist irreführend gewählt!
Ich glaube, wollte man in der Tasche rechnen, führte das gelinde gesagt, bei Einigen von uns  zu Missverständnissen. Besonders beim Potenzieren, zumal man das Ergebnis nicht zu sehen bekommt.
Ob der massenwirksame Einsatz des Taschenrechners in der Wirtschaft sinnvoll ist, blieb abzuwarten.
Wegen des Schrumpfeffekts der Köpfe müsste  sich folglich in der textilen und anderweitigen Mützenproduktion ein langfristig geplanter Strukturwandel vollzogen haben.
Durch den Einsatz dieser Geräte könnte bei den Nutzern u. U. sehr rasch Engstirnigkeit und nicht nur Beschränkung der Weitsicht hervorgerufen worden sein. Es ist nicht auszuschließen, dass manches Haupt für die Mütze dann zu winzig war.
Will man in diesem Zustand dann überhaupt noch etwas sehen, muss man die Nase hoch tragen, um beim Vorankommen nicht zu stolpern.

Nun Schluss mit Spekulation und Wenn und Aber!
Erinnern wir uns lieber an die tragende Rolle der Lehrkräfte, die uns das Fach Statistik vermittelten, mit Technik der

 4. Generation

1.  Aufbau

Der Rechner, als System wirkend, bestand, politökonomisch betrachtet,  aus organischen und anorganischen Komponenten.

  • Das Rechenwerk saß im Kopfbereich der Transporteinheit
    (Seminarlehrer: Assistenten, Oberassistenten, Lektoren, Dozenten,…).
  • Das externe Schreibwerk (Kreide, Stifte, Folien, … ) konnte gesondert von den übrigen Bestandteilen genutzt werden. In dieser Form konnte es jederzeit den Anforderungen der Transporteinheit / Nutzer  angepasst werden.
  • Der Speicher (Lichtschreiber, Polylux,… ) mit beachtlicher Kapazität (Folien, Blattvorlagen,…)  war der auffälligste Teil des Rechners.
  • Die externe Löscheinrichtung (Schwamm, Lappen, Krawatte, …) war wahlweise im Nebel- (Nass-) oder Staub- -(Trocken-) -modus  zu betreiben.

2. Betrieb

  • Die Wirkung dieses Systems wurde durch das zielstrebig  dialektische Zusammenwirken aller Bestandteile  erzeugt.
  • Auf externe Energie konnte  im Bedarfsfall verzichtet werden.
    Damit war nicht nur Strom-Tod ausgeschlossen.
  • Die Wirkungen der sichtbaren Verschleißerscheinungen des kreideweißen Schreibwerkes konnten bei korrekter Handhabung der modisch verpackten Schutzmaske ausgeschlossen werden.

3.  Bewertung

Der Rechner, als System wirkend,  wurde in „eingeweißten“ Kreisen als ein

  • hochleistungsfähiges,
  • energieeffektives,
  • transportables und
  • raumwechselndes 

Multispezialrechnersystem  „Perplex“  geschätzt. Nach entsprechender Qualifikation war die objektive Realität damit nicht nur koloriert darstellbar.
Ohne Zweifel!

Rechenhilfsmittel *** Ausblick ***
(aus Sicht heute direkt Betroffener)

Die Entwicklung geht weiter.
Auf uns wartet die nächste  Generation!            durchschnitt-struck.de