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Die Hochschule für Ökonomie in meinem Leben

Autorin: Sonja Kloß

Dipl. oec. Sonja Kloß (AW 73/4) hat nach dem Studium an der Fachschule für Außenwirtschaft gelehrt und später erfolgreich mit Brennstoffen gehandelt. Sie erzählt, welche Spuren die geliebte HfÖ in ihrem Leben hinterlassen hat.

Von 1973 bis 1978 wollte ich mich in der Fachrichtung Außenwirtschaft auf ein Leben vorbereiten, das mich vor allem für Frieden, Völkerverständigung und internationalen Handel in die große weite Welt führen sollte. Ideale ohne Ende.
Das Studium bestand vor allem aus Zahlen, Zahlen, Zahlen und viel Ideologie. Clubabende waren nicht so meins, ich war schließlich eine Kleinstadtpflanze mit viel Ehrgeiz. Letzterer kam nicht immer gut an. Wenn man erfahrener und älter wird, wird man manchmal auch weiser und sanfter. Ich glaube schon, dass das bei mir noch ganz gut geklappt hat.

Was aber hat mir das Studium an der von uns vielgerühmten HfÖ gebracht, was mir immer noch in bester Erinnerung ist:

  • Im Oktober 1975 durften einige von uns während des Weltkongresses im Internationalen Jahr der Frau Staatsgäste begrüßen und betreuen. Welche Aufregung und welche Ehre, als ich Angela Davis, Valentina Tereschkowa und die Tochter von Salvador Allende, Isabel Allende, kennenlernen durfte.
  • Ein Lager für Zivilverteidigung, das zwei Wochen eher endete, weil die Republik ihren 25. Geburtstag gefeiert hat. Was haben wir uns gefreut, keine endlosen Märsche und Gasmasken mehr.
  • Ein Singeclub, der mich nicht aufgenommen hat, weil ich vorher in einem klassischen Chor gesungen habe. Ich habe es überstanden.
  • Ein Studentenaustausch nach Sofia, der mich begeisterte, der aber auch erstmals meine große Flugangst deutlich machte.
  • Ständige Pförtnerdienste, um das Taschengeld aufzubessern. Wie sonst hätten wir uns die monatlichen Runden in der Wernesgrüner Bierstube leisten können.
  • Eine erste große Liebe, die dann doch keine war. Ein erster Ehemann, den ich während eines Praktikums im Außenhandelsbetrieb kennenlernte. Die Diplomarbeit hatte Klasse, die kurze Ehe nicht. Aber letztere hat mir einen großartigen Sohn geschenkt. So hat sich alles gefügt.
    Die Schwangerschaft während des Studiums hat mich übrigens vor dem strengen Sportunterricht bewahrt. Basketball war nicht meine Lieblingssportart.
  • 10 Jahre durfte ich, weil mir Menschen mehr als Zahlen liegen, im Anschluss an das Studium als Lehrerin an der Fachschule für Außenwirtschaft (letztere wurde 1988 in die HfÖ eingegliedert) unterrichten. Dafür habe ich sogar noch ein Studium der Fachschulpädagogik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig absolviert. Eine wunderbare Zeit.

Nach der Wende brauchte ich doch noch alles, was ich so in Sachen Ökonomie gelernt hatte, denn ich war Einkäuferin für Kraftwerksbrennstoffe beim größten Energieversorger Berlins. Hat auch Spaß gemacht.

Aber das Wichtigste sind Freunde fürs Leben, meine Studienfreunde Konny und Kurt. Und später dann sind ganz viele Freunde dazugekommen, wenn es hieß „Ach, Du hast auch an der HfÖ studiert?“ Da schlugen Herzen höher und Lebensbegleiter blieben. Danke Petra, danke Gernot!

Kann sein, mein Leben ist nicht so spektakulär gelaufen wie andere Leben von Absolventen unserer so geliebten Hochschule. Mein liebster Ehemann (wir sind schon mehr als 40 Jahre verheiratet und haben noch eine wunderbare Tochter bekommen) hat übrigens an der HfÖ promoviert und lacht immer noch darüber, dass wir Absolventen uns manchmal so wichtig nehmen, wenn wir uns treffen.

Mit Beginn meines 50. Lebensjahres habe ich mit dem Arbeiten aufgehört und mich um meine kranken Eltern gekümmert. Das tue ich immer noch und ich bin mit mir im Reinen.