Autor: Uwe Malich
Dr. sc. Uwe Malich (SVW 71/1) hat an der HfÖ nach einem Sonderstudienplan Wirtschaftsgeschichte studiert. Er berichtet über die Tätigkeitsfelder, die sein Berufsleben nachhaltig prägten: Forschung und Lehre an unserer Hochschule, ABM-Projekte und Selbständigkeit, schließlich Bürgermeister von Wildau von 2001 – 2018.
Mit dem Alter kommt so manches zusammen. Ich hatte vor allem drei Tätigkeitsareale. Den Anfang machte meine Arbeit an der HfÖ, von 1975 bis zur Abwicklung der Hochschule. (Vorher hatte ich an der technischen Hochschule Magdeburg studiert und dann noch zwei Jahre an der HfÖ.) Die Berliner Studienjahre waren schön, denn mein Kommilitone Thomas und ich hatten als Studenten der SVW einen Sonder-Studienplan Wirtschaftsgeschichte. SVW hatten wir in Magdeburg schon abgeschlossen. So konnten wir uns voll auf Geschichte (an der Humboldt-Universität Berlin) und Wirtschaftsgeschichte konzentrieren, und auf das „Studentenleben“.
1975 wurde es ernst. Wir zwei fingen an der HfÖ an zu arbeiten, in dem wichtigen Wissenschaftsbereich Wirtschaftsgeschichte (es gab davon natürlich noch viele andere). Ich schaffte, wenn auch mit Verspätung, dort meine Promotion A, immerhin mit „summa cum laude“. Danach wurde ich der Wissenschaftsorganisator des Bereiches. Rückblickend, aus heutiger Sicht, muss ich sagen: Wir hatten eine fast beispielhafte Wissenschaftsfreiheit! Unser Nestor, den sicher viele kennen, war Prof. Hans Mottek. Ich musste auch noch viel später oft an ihn denken. U. a. wenn Chinesen zu uns zu Besuch kamen. Er hatte schon Ende der 70er Jahre vorausgesehen, dass China mal sehr wichtig werden würde. Leider hat keiner von den damals Verantwortlichen auf ihn gehört. Na ja, auch wir (damals noch) jungen Assistenten haben auch geschmunzelt…Hoch, hoch! Was der Alte da erzählt. Nun, die reale Geschichte ist bekannt. Noch an anderer, wichtiger Stelle hat er weit vorausgesehen: Die ökologische Krise hat er schon vor über 40 Jahre prophezeit. Leider auch da ohne Resonanz der Verantwortlichen. Dazu haben wir Jungen aber schon damals ernsthaft mitdiskutiert.
Ich blieb bis zum Schluss an der HfÖ, u. a. weil es mir dort zumeist gefallen hat, inhaltlich-wissenschaftlich vor allem. Auch haben wir gut Fußball gespielt, u. a. mit Prof. Günther Hoell (war nicht einfach). Und Bier getrunken, und „Kräuter“. Natürlich haben wir auch intensiv über die DDR-deutschen Rahmenbedingungen diskutiert, zuerst oft ironisch. Das wurde leider immer mehr dann auch zynisch. Immerhin habe ich dabei etwas Wichtiges für das spätere berufliche Leben gelernt: Es ist entscheidend, wirtschaftlich stark zu sein, um sich zu behaupten. Ich denke, bis Anfang der 70er Jahre waren wir in der DDR auf dem Weg dorthin. Aber dann kam der Putsch gegen Ulbricht. Die HfÖ hat leider dagegen nichts Wissenschaftliches unternommen, zumindest habe ich nichts davon bemerkt. Ich blieb bis 1991, bis zur „Abwicklung“ an der HfÖ. Ich konnte noch meine Promotion B abschließen. Nach intensiver Argumentation durch Prof. Walter Becker gelang es mir, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Es wurde die historisch letzte Promotion B an der Hochschule für Ökonomie!
Ich hatte später Gelegenheit, den damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, zu fragen, warum denn die HfÖ „abgewickelt“ wurde. „Na ihr habt euch doch gar nicht gewehrt“, war seine knappe Antwort. Er hatte leider nicht unrecht. Wir Wirtschaftshistoriker hatten zumindest den Rechtsweg versucht. Natürlich ohne Erfolg. So nahm das Unrecht seinen Lauf. Auch wissenschaftspolitisch, mit Abstand betrachtet, ein dummer Fehler. Wahrscheinlich aber nicht primär der „Westseite“ anzulasten. Die Urheber sind wohl vor allem anderswo zu suchen.
Nach der HfÖ-Zeit schloss sich bei mir glücklicherweise eine ABM-Periode an, die ich zweifach nutzen konnte: Ich beschäftigte mich wissenschaftlich mit dem geplanten Großflughafen Berlin-Brandenburg. Wir gründeten eine entsprechende Studien-Gesellschaft, produzierten dazu auch einige Studien/Publikationen. Gleichzeitig bereitete ich mich auf eine selbstständige Tätigkeit als Unternehmensberater/Existenzgründungsberater vor. Ich musste mich dafür von der Volkswirtschaft verabschieden und der Betriebswirtschaft zuwenden. Das war schon mein Studien-Thema in Magdeburg. Aber nicht mein Lieblingsthema!
Ich suchte nebenbei weiter nach einer Aufgabe mit Spaß. Ich fand schließlich etwas, das passte und zu dem ich erste Berührungspunkte schon an der HfÖ hatte: Marketing! An der HfÖ las ich in einem russischen (!) Buch etwas über das Marketing. Und das wurde nun immer mehr zu meiner Spezialisierung in der Beratungstätigkeit.
Damit aber nicht genug. Ich näherte mich einer neuen Berufstätigkeit, meiner dritten, in der das Marketing eine wichtige Rolle spielte. Es ging jetzt um das „berühmte“ Wildau, ein starkes Stück Ostdeutschland. Nun ja, über diese Zeit habe ich ein kleines Büchlein geschrieben. Sie war relativ erfolgreich, besonders für Wildau. Immerhin sind wir In dieser Phase Stadt geworden und „ein besonderer Standort im Land der Vielfalt“. Dabei half mir meine HfÖ-Zeit immer wieder, z. B. was mir Prof. Walter Becker nahebrachte, was ich in Bezug auf die ökonomische Stärke bereits sagte. In dem Büchlein steht noch mehr. Das will ich mir hier sparen.
Die HfÖ-Zeit war sehr wichtig für die weiteren beruflichen Etappen, sie war sehr lehrreich für mich und hat meist auch Spaß gemacht. Und auch die weniger schönen Erfahrungen, vor allem die Rahmenbedingungen betreffend, waren am Ende nützlich.
See you later, Kollegen!