Am 7. Dezember 2021 erhielten wir von Dr. Johannes Richter (VW 67/2) eine Mail folgenden Inhalts:
HOPLA – zufällig stieß ich auf diese Webseite Ehemaliger der HfÖ.
Ich bin begeistert und möchte etwas beitragen.
Im September 1967 begann mein fünfjähriges Studium der Volkswirtschaft mit einem vierwöchigen Kartoffeleinsatz in Gielsdorf/ Werneuchen; Schauplatz meines ersten „Schocks“. Freitags wurden Regina Koch mit dem Tatra Dienstwagen ihres Vaters und Carola Stoph mit dem Tschaika ihres Vaters abgeholt und montags früh wieder gebracht.
Dank der dritten Hochschulreform wurden aus den fünf Jahren vier Jahre und aus dem Studium der Volkswirtschaft das Studium des Ökonomischen Systems des Sozialismus. So stellte mir auch folgerichtig Prof. Schließer in einer Staatsexamensprüfung die Frage nach den temporär existierenden Disproportionen innerhalb der Proportionen.
Meine erste Praxisstelle war Abteilungsleiter für Sozialökonomie im Wohnungsbaukombinat „Wilhelm Pieck“ Karl – Marx – Stadt.
Unter anderem war ich verantwortlich für die Ausstattung der ca. 140 Baustellen des Kombinates von Freiberg bis Plauen mit Spinden für die Bauarbeiter zum Umziehen.
Für das Gespräch in der Staatlichen Plankommission bereitete ich mich gründlich vor und erlebte meinen Praxisschock als mir mitgeteilt wurde, dass 1973 in Berlin die Weltfestspiele seien und dort viele Spinde gebraucht würden; das heißt, dass ich nur die Hälfte der beantragten Spinde erhielt. Ich lernte: Plane das Doppelte, und Du bekommst das, was Du brauchst.
Oder: Plane Disproportionen und Du bekommst Proportionen.
Promoviert habe ich später, wobei sich Prof. Waldfried Schließer unsicher war, ob mein Dissertationsthema wirklich ein ökonomisches sei. Wundert‘s?
Ich habe dann richtig umgesattelt, pädagogische Psychologie studiert, promoviert und nach der Wende im psychosozialen Praxis- und Lehrbereich gearbeitet.
Zwischendurch war ich Direktor für Studienangelegenheiten. Meine studienorganisatorische „Karriere“ begann übrigens an der HfÖ als Seminargruppensekretär der VW 67/2, wofür ich von Prof. Karl Neelsen das nebenstehende Buch geschenkt bekam.
Die Sache mit dem Direktor für Studienangelegenheiten hat Johannes dann in einer weiteren Mail noch aufgeklärt.
Im Gegensatz zu meinem Kommilitonen Hans-Dieter Belter – unter Lebenswege findet man seinen Beitrag „Von der HfÖ zum Mr. ZIM“ – konnte ich mit meinem VW/ÖSS – Studium nicht viel anfangen; schon mehr mit meinen Tätigkeiten als Seminargruppensekretär und als Vorsitzender der GST-GO an der HfÖ, die mich zu meinem Traumberuf führten: Direktor für Studienangelegenheiten.
Nach Gründung der Technischen Hochschule Leipzig im Jahre 1977 war ich Abteilungsleiter für Studienorganisation und baute mit einer Kollegin den ersten Stundenplan über mehr als sieben Standorte hinweg – unvergesslich.
Die THL hatte ja keinen gemeinsamen Campus, sondern setzte sich aus den Standorten ihrer Vorgängereinrichtungen zusammen.
Meine Berufung fand ich allerdings erst nach der Wende als Leiter eines Pflegeheimes für Gerontopsychiatrie, der ich von 1990 bis 2013 war.