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Von der Grundschule zur Promotion – ein glatter Weg?!

Autorin: Ute Hoffmann

Dr. sc. Ute Hoffmann (AW 65) verdankt ihre berufliche und menschliche Entwicklung den Vorzügen des Bildungssystems in der DDR und hat nach der Wende ihr Wissen und ihre Erfahrungen unter anderem in die Realisierung von Berufsbildungsprojekten in Entwicklungsländern eingebracht.

Ich habe von September 1965 bis Dezember 1969 an der Hochschule für Ökonomie in der Sektion Außenwirtschaft studiert. Davor hatte ich die zehnklassige Oberschule besucht, in der Handelsorganisation (HO) in drei Jahren den Beruf eines Handelskaufmanns erlernt und an der Fachschule für Binnenhandel in Dresden studiert. Sowohl an der Fachschule als auch an der Hochschule konnte ich von der Frauenförderung in der DDR mit verkürzten Studienzeiten profitieren. 1972 habe ich promoviert und 1986 verteidigte ich meine Habilitationsschrift. Bis 1990 hatte ich die Stationen wissenschaftliche Assistentin, wissenschaftliche Oberassistentin und Dozentin durchlaufen. Die Wiedervereinigung erlebte ich weit weg bei meinem Einsatz als Dozentin am Instituto Médio de Economia in Luanda, Angola. Nach der Rückkehr arbeitete ich als Dozentin für Marketing in einer Consultingfirma in Berlin.

Studentinnen und Studenten der Fachrichtung Außenwirtschaft mit ihren Diplomzeugnissen

Mit meiner Tätigkeit ab 1994 als Entwicklungshelferin des Deutschen Entwicklungsdienstes im Ausbildungszentrum der Wasserwirtschaft in Ouagadougou, Burkina Faso begann meine internationale Arbeit im Bereich Berufsbildung. Ab Mitte 1996 war ich für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) – später Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Projekten zur Reform der Berufsbildung in Kap Verde, Ruanda, Pakistan und Indien sowie kurzzeitig in vielen afrikanischen Ländern tätig.
Warum ich das erzähle? Weil dieser Weg ein gutes Beispiel ist für die Durchlässigkeit eines Bildungssystems von der Grundschule über Oberschule, Berufsschule, Fachschule und Hochschule bis zur Promotion. Frauenförderungsprogramme unterstützten den Entwicklungsweg junger Frauen, die wie ich aus armen Verhältnissen stammend wohl ohne Förderung nicht so gut vorangekommen wären. Das Studium und die Arbeit an der HfÖ förderten Zielstrebigkeit, Flexibilität und die Suche nach angepassten pragmatischen Lösungen.

Ich war bzw. bin der lebende Beweis dafür, dass ein leistungs- und sozial orientiertes sowie durchlässiges Bildungssystem über alle Bildungsstufen hinweg möglich ist, auch in Ländern mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Dazu muss die in vielen Ländern weit verbreitete Meinung und Praxis, dass Berufsbildung allein Sache des Staates und schulisch durchzuführen sei und dass die Unternehmen aus sozialer Wohltätigkeit mitwirken sollten, überwunden werden. Die Zunahme dualer Berufsbildungsprojekte in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit bestätigt die wachsende Überzeugung, dass effektive Berufsbildung im nötigen Umfang die Partnerschaft von Staat und Unternehmen erfordert. Die Partner der GIZ-Berufsbildungsvorhaben in den Entwicklungs- und Schwellenländern waren immer recht beeindruckt, jemand zu treffen, der duale Berufsbildung und anschließend alle Stufen des Bildungssystems absolviert hatte.