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Von einer die auszog, den Weltmarkt erobern zu wollen

Autorin: Elke Zieschang

Elke Zieschang (AW 74/5) war vor der Wende als erfolgreiche Außenhändlerin tätig. Ab 1991 hat sie verschiedene berufliche Herausforderungen gemeistert und am Ende ihren Traumberuf entdeckt.

Als stolze Absolventin der Fachrichtung Außenwirtschaft der HfÖ und mit der Gewissheit, das Fach doppelte Buchführung dauerhaft hinter mir gelassen zu haben, habe ich im Februar 1979 bei WMW Export-Import als wissenschaftliche Mitarbeiterin angefangen. Nach eineinhalb Jahren musste ich feststellen, dass das Verfassen von Vorlagen für den Generaldirektor wenig mit Logik zu tun hat und daher nicht mein Ding ist. Ich hatte fortan eine schöne Zeit als Exportkauffrau und NSW-Reisekader. Leider ließ die Eroberung des Weltmarktes ziemlich zu wünschen übrig, da die persönliche Einflussnahme bei deutlich unter einem Prozent lag. Trotzdem war es eine schöne Zeit mit tollen Kollegen im Außenhandel und den Lieferbetrieben. Unvergessen die Leipziger Abende in der „Hofburg“ vor allem zur Frühjahrsmesse und natürlich das besondere Feeling in den Messekojen.

Elke (damals noch Eulitz) mit Kommilitonen bei Tiefbauarbeiten im Studentensommer 1975

Als wendebedingt am 31.12.1990 im Außenhandel das Licht ausging waren meine Kinder fünf, drei und ein Jahr alt. Eine richtige Perle für den Arbeitsmarkt. Im letzten halben Jahr vor der Entlassung spendierte uns die Firma einen „wir-machen-dich-fit-für-den-westen“-Lehrgang. Ich hatte mir Buchführung ausgesucht.
Durch die Vermittlung einer Kollegin traf ich auf einen der vielen faulen Goldgräber der Nachwendezeit. Der konnte vor lauter Dollarzeichen zu meinem Glück nicht lesen, wie alt die Kinder sind, und so erhielt ich eine Stelle als Buchhalterin in einem Steuerbüro. Zehn Jahre lang machte ich Einnahmen-Überschuss-Rechnungen und Steuererklärungen am Fließband. Im Nachhinein würde ich sagen: mit keiner exorbitanten Qualität. Steuern hatte ich ja auch nicht gelernt. Aber für den Hausgebrauch blieb das handwerkliche Geschick für die eigene Steuererklärung und die für einige andere.
Da mein Herr Steuerberater die 70 zu dem Zeitpunkt hinter sich gelassen hatte, ergriff ich die Gelegenheit und heuerte bei meinem Vermieter als Buchhalterin an. Nach einer wirklich schweren Zeit des Reinfummelns in die Tiefen der Buchführung und die spezifischen Eigenheiten der Wohnungswirtschaft habe ich eine Weiterbildung als Bilanzbuchhalterin gemacht und damit meine berufliche Erfüllung gefunden, seit nunmehr fast 20 Jahren. Würde ich heute noch einmal an den beruflichen Start gehen wäre Wirtschaftsprüferin mein Traumberuf.

Auch wenn ich das Studium nicht wirklich für meine Berufstätigkeit gebraucht habe, hat es mir nicht geschadet. Logisches Denken und das Herstellen von wirtschaftlichen Zusammenhängen ist ein Vorteil für die Beurteilung von kniffligen Situationen beim Buchen und Bilanzieren. Und in mehreren heißen Nächten in Club und Internat habe ich den kennengelernt, mit dem ich seit 41 Jahren verheiratet bin.